Es muß 1983/84 gewesen sein als ich Poeschel / Thomas Körner kennenlernte.
STH hieß diese HardCore Punkband die in unserem Übungsraum im Keller probte, Poeschel spielte Bassgitarre.
Es war die Zeit des Brokdorf und Startbahn West Widerstandes ,
Häuserkämpfe in der Hafenstraße, dem Supergau in Tschernobyl und die Zeit der großen Suche und der offenen Türen.
Ich war 19 damals und die Musik dieser Band hat mich nachhaltig geprägt und schwingt bis heute in meinen Subroutinen mit. Ich kann fast jeden Text noch immer auswendig.
Lyrics wie …
“ keine Hoffnung für den 4 ten Weltschmerz
ich bin die Nacht, die wartet auf die Sonne
Einsamkeit tanzt bis kurz vor Schluß
auf der Asche friert mein Herz
der Kopf ist eine Endzeitbombe
wer wartet auf den nächsten Schuß
Sie mir in die Augen
küss mich die ganze Nacht
tausend tote Tauben
vergeben niemals der Macht …“
Nicht zuletzt anläßlich von Poeschels 60. Geburtstag war es für mich eine Herzensangelegenheit ihn zu portraitieren.
Zwei Sachen hatte ich mir für dieses erste Treffen vorgenommen.
Ich wollte einen sogenannten „Headshoot“ von Poeschel machen und ihn zusätzlich während seiner Arbeit fotografieren. Also trafen wir eine halbe Stunde vor einem Kundinnen Termin in seinem TattooStudio in Nortorf, KielerStr 18 ein.
Ein sehr gediegenes Studio, sauber, hell und gespickt mit tollen Zeichnungen, von Poeschel gemalten Bildern und geschmackvollen Accessoires. Musik von Discharge füllte den Raum … insgesamt viel Seele irgendwie.
Und wie es immer so ist, geht dann alles sehr schnell … erstmal Begrüßung und sich n bisschen eingrooven.
Als ich Poeschel sah wußte ich direkt wie gut die Bilder werden würden.
Dann kurz der Kundin vorgestellt und die Erlaubnis zu fotografieren eingeholt und los gehts.
Für die Fotos wären des Tätowierens entschied ich mich das vorhandene Licht zu nutzen und brauchte den Blitz lediglich für das Plus an Kontrasten.
Zwischendurch griff ich hin und wieder auch zu meiner Olympus OM 1, eine analoge Kamera, um ein paar schwarz weiß Aufnahmen zu machen.
Dann schnell drüben im Empfangsraum, den Porty Blitz, mit einem BeautyDish + Grid aufgebaut, Rechner verkabelt usw.
Für dieses Set, haben wir nur diesen Blitz benutzt und einen Reflektor, um die Schatten von unten ein wenig aufzuhellen.
Die meisten Menschen, die keine Erfahrung mit solchen Situation haben, sind dann erstmal ein wenig perplex wenn sie sich einem Stativ mit Lichtformer und Blitz gegenüber sehen.
Um so schöner, dass Poeschel sich so offen auf das Shooting eingelassen hat.
Es erinnert ein wenig an die Vorbereitungen und den Soundcheck vor einem Konzert, und tatsächlich … ein bisschen ist es so.
Die Situation war offen und locker, es wurde gelacht und hin und wieder ein paar Eindrücke der Bilder direkt vom Display mit den Anwesenden angeschaut.
Inzwischen waren neben Poeschels Tochter Anna Lena, die den Tag mit uns verbrachte, auch Daniela angekommen, nebst verschiedener Menschen aus dem weiteren Umfeld zugegen.
Und dann war da ja noch dieses geile Rad … dieser unglaublich coole Lowrider …
Nachdem wir die Portraitaufnamen im Kasten hatten, ging es noch auf den hinter dem Haus liegenden Friedhof.
Schnell war klar, wir haben hier nicht viel Spielraum für Feineinstellungen, und nur ein paar Minuten Zeit, also schnell alles so ungefähr … ein Blitz von vorn einfach draufgehalten und den anderen erst von schräg hinten und dann mangels Ruhe leider einfach weggelassen.
Aber dennoch, auch diese Bilder haben ihren Charme.
Zu Haus und dankbar … ich freue mich auf das nächste Treffen
Tilman
Sehr coole Bilder, und das Discharge-Fahrrad ist der Oberhammer :-D!
Witzig, dass wir beide fast zeitgleich was zum Thema „Headshot“ geschrieben haben. Wird Zeit, dass wir mal ne Session zusammen machen.
Besten Gruß, Tilman